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Berufsunfähigkeitsversicherung – Relevanz, Möglichkeiten und Alternativen

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Es ist ein Thema, über das die wenigsten gerne nachdenken. Dabei ist es ausgesprochen wichtig, sich frühzeitig mit der Möglichkeit einer Berufsunfähigkeit auseinanderzusetzen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es einen selbst trifft, ist hoch. Jedes Jahr werden zwischen 200.000 und 300.000 Menschen in Deutschland berufsunfähig. Die häufigste Ursache sind psychische Erkrankungen. Da ist es gut, sich rechtzeitig zu informieren, welche Möglichkeiten zur Absicherung es gibt und für wen Alternativen in Frage kommen.

Warum die Berufsunfähigkeitsversicherung wichtig ist

Mehrere hunderttausend Arbeitnehmer werden Jahr für Jahr berufsunfähig. Konkret bedeutet dies, dass die Betroffenen nicht bis zum eigentlichen Rentenalter arbeiten können, da es ihnen körperlich oder psychisch nicht mehr möglich ist. Für einen großen Teil dieser Menschen bedeutet die Berufsunfähigkeit eine existenzielle Bedrohung. Denn nur die Hälfte der Betroffenen ist über eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abgesichert. Und was die staatliche Absicherung bietet, reicht in der Regel nicht aus, um den Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Dies gilt besonders, wenn Familie und Kinder im Spiel sind. Der Staat zahlt nämlich lediglich die sogenannte Erwerbsminderungsrente. Laut Clark beträgt diese im Schnitt 800 €. Das Eigenheim kann nicht weiter abbezahlt, die Altersvorsorge kann nicht weiter aufgebaut werden und die Kosten für die Ausbildung der Kinder können ebenfalls nicht wie geplant übernommen werden.

Übrigens: Die Gründe, aus denen Menschen sich nicht über eine BU versichern sind unterschiedlich. Viele unterschätzen jedoch einfach das Risiko oder scheuen die hohen Versicherungskosten.

Rücklagen sind meist keine Alternative

Wer glaubt, es würde ihn schon nicht treffen oder er könne im Fall der Fälle in einem anderen Job tätig werden, verkennt die häufigsten Ursachen für die Berufsunfähigkeit. Ganz oben auf der Liste stehen Depressionen und Burnout, gefolgt von Erkrankungen des Bewegungsapparats und Krebs. Mit solch einer Diagnose ist es oft nicht leicht, in einem anderen Bereich wieder Fuß zu fassen – vor allem, wenn die Arbeit genauso gut bezahlt sein soll, wie der alte Job.

Auch Rücklagen und Erspartes helfen oft nur begrenzt weiter. Denn in der Regel wurden diese für andere Zwecke wie Reparaturen am Haus oder für die Altersvorsorge gebildet. Wer nun im Falle einer Berufsunfähigkeit seine Rücklagen angeht, der wird diese über kurz oder lang an anderer Stelle vermissen. Und durch die Berufsunfähigkeit wird es schwierig, neue Rücklagen zu bilden.

Übrigens: Die Hürden für die staatliche Erwerbsminderungsrente sind deutlich höher als die der privaten BU. Eine Berufsunfähigkeit tritt ein, wenn nicht mehr im erlernten Beruf gearbeitet werden kann. Eine Erwerbsunfähigkeit hingegen erst, wenn in keinem „zumutbaren“ Job Geld verdient werden kann.

Diese Möglichkeiten der BU gibt es

Grundsätzlich gibt es zwei Formen der BU: die sogenannte selbständige Berufsunfähigkeitsversicherung (SBU) und die Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ) als Zusatzversicherung zu einer Rentenversicherung oder zu einer Risiko- oder Kapitallebensversicherung.

Die selbständige Berufszusatzversicherung

Bei der „klassischen“ BU für Angestellte und Selbständige wird ein eigenständiger Versicherungsvertrag abgeschlossen. Dieser ist ein reiner Risikovertrag. Die Versicherer kalkulieren auf der Grundlage biometrischer Daten das individuelle Risiko für den Eintritt einer Berufsunfähigkeit und auf dieser Basis den Beitrag für die gewünschte Laufzeit und die versicherte BU-Rente. Wenn eine Berufsunfähigkeit eintritt, zahlt die Versicherung über die Dauer der BU eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente. Tritt der Versicherungsfall nicht ein, stehen dem Versicherten auch keine Leistungen zu.

Die BUZ als Zusatz zur Rentenversicherung

Hier handelt es sich um eine Kombi-Versicherung, die die BU mit der privaten Altersvorsorge zusammenbringt. Dabei ist die BUZ keine eigenständige Berufsunfähigkeitsversicherung, sondern ein Zusatz bzw. eine Erweiterung der privaten Altersvorsorgeversicherung. Damit bildet die Altersvorsorge die Basis dieses Modells. Da beide Versicherungen sinnvoll sind, erscheint die Kombination als eine gute Lösung. Und tatsächlich bietet sie einige Vorteile. Dazu gehören Einsparungen bei den Abschlusskosten für die Versicherung, Steuervorteile bei der richtigen Kombination und gut aufeinander abgestimmte Leistungen.

Dennoch ist die BUZ nicht für jeden die beste Lösung. Die kombinierte Versicherung ist geeignet, wenn man über ein dauerhaft hohes Einkommen verfügt. Denn hier ergeben sich gute Steuervorteile. Des Weiteren sollte sicher sein, dass auf absehbare Zeit die Lebenssituation und die Einkommenssituation stabil bleiben. Wer Probleme damit hat, Monat für Monat einen höheren Versicherungsbeitrag zu zahlen oder wer mit einem schwankenden Einkommen rechnen muss, ist mit der Kombiversicherung weniger gut beraten.

Besonders umstritten ist die Kombination aus Kapitallebensversicherung und BUZ. In den meisten Fällen wird eine Trennung des Sparziels vom Risikoschutz empfohlen. Denn auch, wenn die Kapitallebensversicherung meist mit Blick auf die Rente abgeschlossen wird, geben viele Versicherungsnehmer die Versicherung vor dem Renteneintritt zurück und nutzen den Rückkaufswert bei finanziellen Engpässen. Beim Kombiprodukt entfällt dann künftig die BU.

Die BUZ als Zusatz zur Lebensversicherung

Die Kombination aus einer BUZ mit einer Risikolebensversicherung kann sich in einigen Fällen als günstiger erweisen. Doch laut Stiftung Warentest ist die Kombination oft nicht sinnvoll. Dabei klingt auch diese Kombination zunächst sehr praktisch. Sichert man die Familie doch nicht nur für den Fall der Berufsunfähigkeit, sondern gleich auch für den Todesfall mit ab. Doch ein Schwachpunkt dieser Kombiversicherung ist, dass sie wenig flexibel ist. Eine vorzeitige Kündigung trifft in der Regel die gesamte Versicherungspolice. Auch die Nachversicherungsmöglichkeiten sind ausgesprochen starr. Soll beispielsweise der Leistungsumfang angehoben werden, ist auch dies meist nicht unabhängig voneinander möglich.

Alternativen zur BU

Für manche Menschen ist es schwierig oder schlicht zu teuer, eine BU abzuschließen. Manche Berufsgruppen – vor allem mit körperlich fordernder Arbeit – sind hier tatsächlich im Nachteil. Doch eine wirklich gleichwertige Alternative zur BU gibt es nicht. Dennoch kann man einiges tun, um sich zusätzliche Sicherheiten zu verschaffen.

  • Private Erwerbsunfähigkeitsversicherung: Denkbar ist beispielsweise der Abschluss einer privaten Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Diese greift, wenn gar kein Beruf mehr ausgeübt werden kann und ergänzt die geringe staatliche Erwerbsminderungsrente.
  • Unfallversicherung: Mit einer Unfallversicherung wird zumindest eine monatliche Rente im Fall eines Unfalls möglich.
  • Dread Disease Versicherung: Diese Art der Versicherung ist eine noch recht junge Alternative zur BU. Und nicht viele Versicherer haben sie im Portfolio. Sie greift bei schweren Erkrankungen wie Multipler Sklerose oder Krebs. Der Versicherungsnehmer erhält eine Einmalzahlung im Krankheitsfall. Dabei ist die Dread Disease Versicherung unabhängig davon, ob ein Beruf ausgeübt wurde oder nicht.

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